Schön als Kind mit meiner Oma habe ich die besonderen Rauhnächte verbracht. Ohne Leinentücher zu wechseln und Wäsche zu waschen. Hauptbeschäftigung war, Hagebutten und Schlehen zu sammeln. Im Schnee zu spazieren und das Licht zu beobachten. Gräser zu pflücken und sie zwischen dicken Büchern dann zu pressen… Mitten im Winter. Meistens im Schnee.
Ich habe die Tage dunkel und neblig in Erinnerung. Vielleicht schien in den letzten Jahren die Sonne tagsüber, aber mystisch und dunkel waren auf jeden Fall die Nächte.
Heute ist Tag des Augustes. Es sind ab dem 25.12. genau 12 Nächte bis zum 6.1.
Jeder Tag steht für einen Monat . Heute ist die 8. Nacht. Es gibt Leute, die buchen Kurse, um im Wald die Tage zu verbringen. Die mystische Stimmung unmittelbar zu erleben. Zu meditieren und Kraft zu tanken. Wie auch immer, wir haben hier auch noch Platz und Zeit für sowas. Ziele stecken. Vergangene Jahre und Monate zu reflektieren.
Was bei mir alljährlich und gewohnt ist, ist für manche Menschen neu. Ein Event und ungewohnt.
Schade eigentlich. Ich wurde damit groß, lernte Ehrfurcht vor der Natur und ihren Mächten. Lernte zu glauben, zu erwägen und zuzulassen. Ich lernte Respekt und Dankbarkeit für jede selbstverständliche Geste der Natur in einer kalten, fast toten Zeit. Lernte Farbe zu spüren, bei endlosen Spaziergängen über kalte, zugige Felder. Warme Küchen, Wärmflaschen und Kerzenlicht in der Nacht. Ich lernte mich zu konzentrieren, ausnahmslos auf mich. Ohne diese Dinge wie Fernseher oder Internet, die es noch nicht gab.
Wenn ich heute erkläre, dass ich Rauhnächte habe, schauen mich die Leute schief an. Überlegen kurz und übergehen mich. Weitere Emails folgen ohne Verständnis. Es wird gespamt, geredet, geplant und getan.
Schön, aber ohne mich. Ich habe Auszeit. Konzentration auf das Wesentliche!
Ich beantworte E-Mails dann nur selten. Gehe nicht ans Telefon und lege keine Termine in diese Zeit. Schlafe viel und entspannt, konzentriere mich auf die Kinder und nur mich. Falls der Tag es nicht zulässt, die Nächte sind lang und gut nutzbar.
Nicht immer in meinem Leben hatte ich die Zeit und auch nicht wirklich jährlich. Nur dann, wenn ich es brauche, schalte ich ab und das ist so gesehen, dann wohl im Zukunft öfter. Seit meiner Kindheit ist das mein Brauch… Konzentration auf das Wesentliche… und nur das! Striche ziehen… Pause machen und konzentrieren.
Vielleicht kam ich deswegen nie schräge Ideen, wie es Jugendliche heutzutage tuen… Festkleben, randalieren in Museen etc ….
Wer weiß….
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