Das Einkaufszentrum

Die Kinder haben Schuhe gebraucht. Der erste Kampf ist immer das Geld. Manche Arbeitgeber zahlen nicht pünktlich und manche Exmänner auch nicht. Also erstmal mit ein paar Tagen Verspätung ins Geschäft. Nun ist es ja nicht so, dass meine Kinder nur ein paar Schuhe haben, aber wegen diversen orthopädischen Hilfsmittel eben immer nur ein paar, die sozusagen „totgetrampelt“ werden. Lieblingsschuhe müssen eben alles miterleben. Einen Tag vor dem ersehnten Einkauf löste sich der Schuh meiner Tochter förmlich auf. Die Sohle hing vorne ab und man sah schon, dass etwas nicht stimmte. Ich schämte mich schon, damit in ein Geschäft zu gehen. Töchterchen sah das lockerer.

Bei Kindern ist so ein Schuhkauf leider sehr oft. Einmal im Quartal. Denn Füße wachsen manchmal wie Salat, bzw. Kinderschuhhersteller konzipieren diese Schuhe nur für Kölner Kinder, die den ganzen Tag die Hohe Straße auf und ab laufen und nie Dreck, Pfützen oder Kühe sehen. Letzteres Übel für Schuhe ist eher die Kuhweide oder der Kuhstall…

Landleben ist komplett anders.

„Gummistiefel“ werden einige Mütter jetzt brüllen. Ja, sicher, aber Kinder sind spontan und meine Kinder sowieso. Da wird der Kuh oder dem Pferd auf dem Schulweg noch kurz „Guten Morgen “ gesagt.

Drei Paar Schuhe, alle abgerockt in 8-12 Wochen. Orthopädentermin, Einlagen…Aufwand, Zeit, Geld. Fahrerei und Tränen, weil der Glitzerschuh als Stiefelette in Rot eben nicht mehr da war!

Kinder also ins Auto und ab ins große Einkaufsvergnügen zu den Leuten mit der komischen Sprache.

Einkaufen in Luxemburg ist bedingt günstiger, da viele Non- Food Artikel nicht unsere hohe Mehrwertsteuer haben und qualitativ einfach hochwertiger sind. Milch, Butter und Kaffee sind sowieso günstiger. Sprit sowieso (1,15 € für Super!) also was will ich dann bei Deichmann und Co, wenn ich da die letzten Male zwar günstig mit drei paar Schuhen heimgefahren bin, diese aber teilweise den ersten Regen nicht ohne gravierenden Schaden überstanden haben.

Fuhren wir also ins noch unbekannte Umgebungsland und kauften Schuhe. Relativ schnell und extrem passend in allen (von meinen Kindern) erstellten Kategorien, so fanden wir. Sogar günstiger als in Deutschland erstanden wir Markenschuhe, die hier für mich eher uninteressant sind, da Lebensdauer und Preis nicht harmonieren. In Rekordzeit von 20 Minuten ohne Tränen oder Diskussion.

Ein relativ normales, schönes Einkaufscenter mit Tierbedarf, H&M und außerdem einem Baumarkt im Keller. Eine Art „Buttlers“ nur viel billiger, Parfümerien und der bekannte Kram eben. Möbelladen um die Ecke.

Herz, was willst Du mehr?

Danach noch zu „Delhaize“, ein großer Lebensmittelladen ähnlich wie „Rewe“, aber anders. Es gibt frische Pommes im Kühlschrank dort, die man statt tiefgefroren, zuhause gleich zubereiten sollte. Günstige Muscheln in kleinen Packungen oder in großen Beuteln, was mich dann stark an die „Metro“ erinnerte. Lach, frische Hummer, der noch im Glaskasten herumschwamm. Frisches Sushi von einem Mann in einem Glashaus direkt in der Fischabteilung. Meine Kinder lieben Sushi und Töchterchen schlug zu.

Die Luxembourger lieben kleine Häppchen mit allen möglichen süßen oder herzhaften, leckeren Inhalten. Pasteten, irgendwas aus Blätterteig, mit Fleisch, Gemüse oder eben süß. Meistens sind sie tiefgefroren und auch wieder in Familienpackungen zu haben. Es gibt sogar Toast in 3x3cm großen Stücken mit Käse und Schinken dazwischen, zum „einfach-in den-Ofen-schieben“! Sicher ist noch eine geheime Soße dazwischen, den die Luxembourger lieben Senf- und Remouladensauce in allen erdenklichen Variationen. Andalusische Soße ist mein derzeitiger Favorit. …

Wir haben seit Jahren keinen sooooo gut sortierten Supermarkt gesehen und gerade mit Kindern ist dann so ein Besuch mehr als lustig, wenn man ohne Einkaufswagen unterwegs war, weil man ja „nur“ Brot kaufen wollte.

Die Frau an der Kasse kauderwelschte mich dann auch noch wegen Bonuspunkten und Rabatte für Bratpfannen und Jamie Oliver- Ausrüstung zu. Gott sei dank in verständlichem Französisch, mit Luxembourgerplatt hätte ich garantiert noch einen Tischgrill mitgekauft, aus Versehen, weil ich kein Ton verstanden hätte.

Habt ein schönes Wochenende!

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Brüderchen und Schwesterchen sollen das Kinderzimmer (von ihr) aufräumen. Jedenfalls so weit, dass man es betreten kann, ohne Gefahr zu laufen, wie in der Versicherungswerbung, auf die Schnauze zu fliegen. Eigentlich wohnt Brüderchen beim grossen Bruder – hat sich aber, nach eigener Aussage (und das stimmt wirklich!) „solange er noch so klein ist.“, bei der Schwester im Zimmer und Bett einquartiert. Nun stehen beide vor einem Berg Kuscheltiere und sonstigem Spielzeug und „sortieren „…..

Er :“… guck mal da ist ja mein Elefant…“

Sie: „Neeeee . …Das ist meiner- den hab ich bekommen, als ich Baby war!“

Er: „Neeeeee- das ist meiner! “

Ohrenbetäubendes Gekreische im oberen Frequenzbereich folgt……

Sie: „Maaaaaaaammmmaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!! Bruuuuuder beeeehauptet…….. (schnief) ……das daaaaa ist seiner!!!“

Ich stehe kartoffelschälend, unten (im Erdgeschoss ) in der Küche und kann den Elefant leider nicht sehen. Ich sehe sie nur wieder streitend, statt aufräumend, im  Kinderzimmer stehen.

Er: „…Ich will mein Eeeeeeeleeeee, der heisst Dörte!“ 

Mmmmm…..

Jetzt bin ich verwirrt und beschließe nachzusehen. …Denn- Dörte ist eigentlich  sein Stoffschaf und wohnt im Bett. Also renne ich die Treppe hoch. Oben sitzt mein Sohn… in Schwesterchen Zimmer und baut Lego. Sie steht, (scheinbar Ballettschritt- übend) vor einer Kommode und starrt hinein. Dann hält sie ein weiteres Stofftier hoch, dass in der Schublade lag und kreischt: „Maaaaaaaammmmaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa,  ist der Mantaaaaaarochen auch mir???? (Es ist eine kleine Nordseerobbe aus Plüsch, aber egal…)“ Plötzlich sieht sie mich und sieht mich geschockt an. 
Ich :“Was treibt ihr denn da? Ihr solltet doch aufräumen. Aber scheinbar   tut  ihr nur so!

Söhnchen, ohne vom Lego aufzusehen: 

 „Hä??? Wir dachten ja auch, Du bist in der Küche und kochst! „

Stilblüten

Ich lauschte zufällig einem Vater- Tochter Dialog, beim Ausfüllen eines „Freundebuches“,   das Mädchen war etwa vier Jahre.

„Mäuslein, wie ist Dein Spitzname, muss ich hier eintragen.“

„Ich heiße Leoni!“    

„Ja, und Dein Spitzname? Wie rufen sie Dich im Kindergarten zum Beispiel?“ 

„Esseeeeeeeenszeeeeeeiiiiit!“

……………………..

Wir saßen am Esstisch und ich meckerte über den Ketchupfleck auf Töchterchens T-Shirt…      Töchterchen (5) : „Mensch Mama, bleib locker, nimm doch Vanish Gold!“ 

……………………..

Sohnemann, sieben Jährchen alt, saß in der Mitte der Treppe und starrte mich an. Ich stand unten und hatte gerade erklärt, dass er durchaus ein paar Tage zu Oma und Opa darf, aber nicht drei Wochen am Stück.    Er: “ ….aber ich muss da hin wegen Fridaaaaaaaariiiieeeeeeke !!!   Das ist nämlich wichtig!  Die zieht bald um….. und ich bin in die!“        Ich: „Du bist in die..??????? Was bitte genau?“     „Hä, Mama-“ und sein Gesicht wurde ernst und bedenklich…. „Wirklich jetzt, ich bin in die!“  Ich zuckte mit den Schultern. „Ja, was bist Du denn in die?!“   Jetzt schossen ihm Tränen in die Augen und als ich mein Baby wie ein Häufchen Elend da sitzen sah…..mir auch. „Verliebt, ich bin verliebt. “

Was für ein historischer Moment in unserem Leben, auf der braunen Holztreppe in unserem neuen Zuhause.

………………………..

Übrigens turnen wir mir Säge und anderem Gerät durch den Wald um kleine Stämme und Holz zu organisieren, um Allerlei Ferienbeschäftigung zu basteln. Vom Webrahmen aus Ästen über kleine Rehe und Hirsche für Wintergartendeko. Ungefähr wie das, von Pinterest……  

„Er ist wieder da“…..

….ja, kein Film für Kinder, wegen der Hunde- Szene und generell.  Aber ich konnte es nicht vermeiden, dass Söhnchen wohl doch ein paar Szenen mit aufgeschnappt hat. Leute in Uniform faszinieren ihn, mit seinen vier Jahren eben. Jedenfalls fand er nicht nur den Herrn sehr spannend, der Hitler darstellt, sondern auch die Art zu sprechen.  Wir ärgern ihn öfters, weil er alle Silben sehr sauber ausspricht und das ab und zu fast unnatürlich und holprig klingt. „Woher hat er diese saubere Sprache nur?“ meinte unsere pfälzische  Uroma neulich. „Das klingt fast wie türkisch!“ grinse ich dann. Denn die Pfalz ist für unsere neue kleine  Familie ebenso fremd, wie die Türkei den deutschen Türken. …
Söhnlein fand jedenfalls gerade seine Passion  in Hitler- Slang  und rief: „Mutter, ich muss auf den Klo, ich hätte da akuten Durchmarrrrsch! “    Geschockt hielt ich mir das Gesicht, besser den Unterkiefer, den die schauspielerische Leistung war genial. Zehn Minuten später stand er mit seinem Bordcase zum Nachziehen, also dem Nachzieh-Koffer  im Wohnzimmer. Wir wollten übers Wochenende zu Oma,  und rief in herrischem Ton: “ Mama, mach jetzt! Ich nehme dann schon den Nazi- Koffer und geh‘ zum Auto!“

Liebes Kind…

Es zerriss mir mein Herz.

Dein Bild- überall im Internet, in den Zeitungen von dieser Nacht.

Du warst mit Deinen Eltern in diesem Boot, ihr wolltet weg, in ein sicheres Leben- zu Deiner Tante. Nach Kanada.

Deine Mutter hat Dir morgens Dein kleines rotes T-Shirt übergezogen, Dir Deine kurze Hose und deine Schuhe angezogen und los ging es.  Hoffentlich hatte sie Deinen Teddy nicht vergessen. .. Ich kenne dieses Ritual, ich tue es auch, jeden Tag. Mein Söhnchen ist genauso alt wie Du. Vielleicht seit ihr sogar gleich gross gewesen. Vielleicht hättet ihr richtig viel Spass miteinander gehabt, hättet ihr Euch gekannt.

Nun liegst Du da.

Tot.

Deine Mutter ist mit Dir gestorben. Dein Bruder auch.

Dein Vater fand Dich nicht im Wasser, und erst im Morgengrauen fand man Deinen kleinen Körper- als würdest Du schlafend daliegen, am Ufer- im Sand. Ein Polizist nahm Dich behutsam auf den Arm und trug Dich weg. Irgendjemand schoss diese Bilder von Dir.

Du bist tot. Die ganze Welt überlegte, ob sie Dich so zeigen soll… Dich, wie Du da liegst im Sand.  Ob es pietätlos ist, Dich zu zeigen, ob es ein Geschäft ist, wenn man Dein Foto in einer Zeitung kaufen kann.

Was soll das? Wer denkt denn bei Deinem Anblick daran, daran eine gute Auflage zu erzielen? Journalisten haben einen Berufskodex, und es sind MENSCHEN!

ES SCHMERZT! Es schmerzt so sehr, dass man Dich ansehen MUSS! Die Welt sollte Dich sehen. Die Welt muss Dich sehen! Denn dann, sagt Dein Papa, BIST DU NICHT UMSONST gestorben. Denn dann wird uns vielleicht endlich ALLEN bewusst, wie sehr Deine Familie, Freunde und Nachbarn leiden, dass das Leben ein kurzes Licht ist, das empfindlich schnell ausgelöscht wird.

Im ersten Moment denkt wohl niemand an irgendetwas, bei Deinem Anblick. Man sieht Dich und es schmerzt. Es schmerzt so, weil man hinrennen möchte, Dich auf den Arm nehmen möchte und Dich trösten möchte- und Dir sagen möchte, dass alles wieder in Ordnung kommt. Aber man KANN es nicht. Du bist tot. Alleine, kalt, nass.

Mehr nicht- und trotzdem ist es alles in der Welt, in diesem Moment.

Dein Papa möchte Dich wieder nach Hause bringen. Er möchte neben Dir und Deiner Mutter und Deinem Bruder begraben werden. Nichts in der Welt kann seinen Schmerz wohl jetzt übertreffen. Niemand möchte das Sterben seines Kindes erleben. Nicht hier, nicht in Syrien und nicht in Afrika. Und es trifft uns so sehr, weil wir genau wissen, es wäre vermeidbar gewesen. Es trifft uns so sehr, weil es einfach so nackt und ungeschönt ist, Du- mit dem roten Shirt, den kurzen blauen Hosen und den kleinen Schuhen. Hilflos, da liegend im Sand. Einfach nur tot.

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Liebe Leser,

Sicherlich meinen einige von Euch, es sollte nicht veröffentlicht werden. Oder vielleicht denken einige auch, WAS WILL DIE DENN ÜBERHAUPT? Oder sie denken sowieso anders als normal denkende Christen.  Dann spart Euch bitte den Kommentar, es ist ein stilles Bild, ein zu tief erschütterndes Bild, über dem diese Art von Diskussion nicht angebracht ist.

ICH möchte dem Vater helfen, in dem ich das tue, was er möchte: Die ganze WELT soll ES sehen! MEIN KIND, da tot im Sand. WARUM???  HELFT!

Ich füge den Bericht der Zeit an, den ich bis zum ersten Drittel im Text recht gut finde. Aber auch dann wird er benutzt. Vollkommen Überflüssiges wird zur Sprache gebracht. Gut gemeint, mit zwar helfender Absicht, aber zuviel, zu weit weg von dieser Aufnahme, zu oft thematisiert.   Dabei ist diese Aussage, die das Bild  sagt, so einfach:

„Hier liege ich, Ailan Kurdi, drei Jahre alt…..   ICH BIN TOT.

 Ich wollte mit meiner Familie ein sicheres, frohes Leben. Gross werden und Spass haben- in meinem Leben- NUR DAS!  Nur leben!“

……………………..

Folgender Bericht entnommen aus „Die ZEIT“

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KULTUR
MITTELMEER
Mit Wucht durch den Wahrnehmungspanzer
Das Bild eines ertrunkenen Kindes geht um die Welt.

Es ist nicht unzumutbar wie andere Fotos, aber umso wirkungsvoller. Eine Katastrophe ist auf einen Moment verdichtet. EIN KOMMENTAR VON ARNO FRANK
© AP/dpa

Der Moment nach dem ersten Foto: Ein türkischer Polizist trägt die Leiche des syrischen Jungen.
Gäbe es nur dieses Bild, dieses entsetzliche Bild von einem kleinen Jungen in kleinen Schuhen, mit blauer kurzer Hose und rotem T-Shirt, wie er bäuchlings im Sand liegt, die Haare feucht am Kopf, die Arme wie im Schlaf ruhig neben dem Körper, die Handflächen nach oben, das Gesicht umspült von einer milden ägäischen Brandung, gäbe es also nur dieses Bild, könnte man darüber nicht schreiben. Nur schweigen und, sofern man ein Mensch ist, weinen. Es gibt aber nicht nur dieses Bild. Das Bild hat eine Geschichte. Und es hat eine Botschaft. Denn das Kind hat einen Namen. Und sein Tod einen Grund.
Das Bild wurde am Mittwoch bei der Bergung von zwölf Leichen am Strand unweit des südwesttürkischen Badeortes Bodrum gemacht und hat sich seitdem weltweit über Twitter verbreitet. Es zeigt den dreijährigen Ailan Kurdi. Berichten der Nachrichtenagentur AFP zufolge sind Ailan und sein drei Jahre älterer Bruder zusammen mit ihren Eltern aus dem syrischen Kobane geflohen. Sie wollten nicht nach Europa. Sie wollten nach Kanada, wo die Schwester des Vaters seit 20 Jahren als Friseurin in Vancouver lebt. Dem Ottawa Citizen erzählte sie, nur ihr Bruder habe die Überfahrt überlebt. Jetzt sei sein einziger Wunsch, seine Frau und seine beiden Söhne zurück nach Kobane zu bringen. Und sich neben ihnen begraben zu lassen.

Das Bild zeigt ein Kind, das unter anderen Umständen an der Hand seiner Eltern in ein Flugzeug gestiegen wäre. Aber kurdische Flüchtlinge aus Syrien werden von den Vereinten Nationen nicht ohne Weiteres als Flüchtlinge registriert, sie erhalten von der türkischen Regierung nicht ohne Weiteres die nötigen Ausreisevisa. Und Europa … ach, Europa. Die Fahrt vom kleinasiatischen Bodrum ins europäische Kos ist nicht eben eine „Überquerung des Mittelmeeres“ zu nennen. Es ist eher ein Katzensprung. Zweimal täglich legt eine Fähre in Bodrum ab, morgens um 9.15 Uhr und nochmal nachmittags um 17 Uhr. Für die Strecke hinüber zur Insel braucht sie nur 20 Minuten. Und so setzte sich die Familie mit anderen in ein kleines Boot.

Das Bild ist nicht alleine, sondern Teil einer Serie. Verschiedene Bilder zeigen Ailan Kurdi am Strand, aus mehreren Perspektiven. Wir sehen angespülte Überreste von Kleidungsstücken. Einen türkischen Polizisten mit grünem Barett, der über der Leiche steht. Wir sehen, wie er den Jungen auf den Arm nimmt und davonträgt, das Gesicht zur Seite gewendet. Es gibt auch einen Film, der den winzigen Körper in den Wellen zeigt, als wäre er eben gestolpert. Schon tauchen die ersten Bilder auf, sie können auch noch nicht alt sein, die Ailan und seinen Bruder lebend zeigen. Lachend, im Spiel mit einem Teddy. Milchzähne.
Das Bild von Ailans Leichnam ist ein Schnappschuss, sein Urheber mutmaßlich kein Profi, sein Zweck nicht die Propaganda. Es erscheint und erschlägt uns mit nackter Faktizität. Es gibt hier kein Geheimnis. Das Foto ist nackt, und viele Medien verzichten darauf, es zu zeigen. In einem gelehrten Essay für den Cicero über „Die Macht der Inszenierung“ stellte Michael Rutschky vor einer Weile durchaus zu Recht fest: „Snapshots des entscheidenden Augenblicks, der anschaulich die Wahrheit über ein historisches Geschehen enthüllt, gibt es nicht (mehr).“ Diese Aussage muss als widerlegt gelten. Dieser Schnappschuss enthüllt anschaulich die Wahrheit über ein historisches Geschehen, dessen „entscheidender Augenblick“ eine Katastrophe in Permanenz ist.
Andere Bilder sind unzumutbar
Das Bild hat eine Wirkung, und diese Wirkung hat Wucht. Der Krieg produziert unablässig Bilder des Grauens, von den Fotografien Robert Capas aus dem spanischen Bürgerkrieg bis zum nackten Mädchen in Vietnam, das brüllend vor einem Napalm-Angriff flüchtet. Die Allgegenwart von Fotoapparaten bringt eine Allgegenwart von Bildern mit sich, vor denen im Zeitalter digitaler Reproduktion kein Entkommen mehr ist. Entsprechend roh und grausam ist, was wir zu sehen bekommen. Und nicht sehen wollen. Entweder, weil wir gelernt haben, den Bildern zu misstrauen. Oder aber, weil diese Bilder in ihrer Entsetzlichkeit schlechthin unzumutbar sind. Erst in der vergangenen Woche wurden an der libyschen Küste 150 Leichen von Flüchtlingen angespült, darunter viele Kinder. Kinder, blitzlichtscharf in der Gischt, manche noch in Windeln, mit nackten Bäuchen, gebrochenen Augen und offenen Mündern, in denen das Salzwasser steht. Ist es falsch, dergleichen nicht sehen zu wollen? Ist es menschlich?
Das Bild ist nicht bearbeitet. Es gibt viele Versuche, das tägliche Grauen zu verarbeiten, der sinnlosen Wucht eine Stoßrichtung zu geben. Schon zeigen die ersten Bilder Ailan Kurdi, im Tode überlebensgroß, mitten im weiten Rund eines arabischen Parlaments. So wie der Künstler Banksy für eine makabre Montage schwimmende Leichen im blauen Mittelmeer kreisförmig angeordnet hat, damit das Ensemble an die EU-Fahne erinnert. Auf diese Weise wird der Anblick des Grauens paradoxerweise zugunsten seiner politischen Anschaulichkeit entschärft. Jedes künstlerische Arrangement lenkt unseren Blick vom Grauen ab. Schlimmstenfalls hin zum Kitsch, bestenfalls auf seine Verantwortlichen. Aber immer weg, weg, weg von den offenen Mündern.
Das Bild zeigt das Kind schlechthin
Das Bild ist unerträglich, weil es erträglich ist. Und umgekehrt. Anders als die Aufnahmen von der libyschen Küste ist das Foto von Ailan Kurdi nicht auf den ersten Blick abstoßend, nicht auf den ersten Blick brutal. Sein Körper ist nicht grotesk verrenkt, nicht versehrt. Die Hülle der Alltäglichkeit ist noch unversehrt. Und wir sehen kein Gesicht. Deshalb ist in gewisser Weise nicht nur dieses Kind erbärmlich ertrunken und angeschwemmt wie Strandgut. Es ist mein Kind. Es ist dein Kind. Es ist das Kind schlechthin als Inbild naiver Hoffnung und verratener Zutraulichkeit.
Das Bild hat einen Sinn. Es ist ein visuelles Geschoss, das mühelos unseren Wahrnehmungspanzer durchschlägt und ins Herz trifft. In ein Organ also, von dem es heißt, dass es Verengungen und Verhärtungen nicht verträgt. Und zugleich, wer weiß, Ausgangspunkt politischer Entscheidungen sein kann. Rosa Luxemburg schrieb einmal: „Gewöhnlich ist ein Leichnam ein stummes unansehnliches Ding. Es gibt aber Leichen, die lauter reden als Posaunen und heller leuchten als Fackeln.“
Wenn es solche Leichen wirklich gibt, dann ist Ailan Kurdis Leiche eine solche. Sie redet von Schande. Und leuchtet doch von Hoffnung. Es genügt ein Blick auf dieses Bild, auf die Sohlen seiner kleinen Schuhe. Er hätte noch weit damit laufen können.

VON Arno Frank
DATUM 03.09.2015 – 15:33 Uhr
QUELLE ZEIT ONLINE

LESERKOMMENTARE
H.etze.r
03.09.2015 um 15:49 Uhr
1. Das Foto zebricht
Einen das Herz und es zeigt die Qual der Kriegsflüchtlinge.

ddZR
03.09.2015 um 15:50 Uhr
2. Alle 5 Sekunden stirbt ein Kind
Wie oft werden wir daran erinnert? Kaum. Wer denkt in seinem Alltag daran?

Haben diese Kinder nicht auch das Recht zu leben? Also warum genießt genau dieses Bild im den Medien so eine grosse Aufmerksamkeit?

Weil es ins Weltbild passt, uns ein schlechtes Gewissen machen soll obwohl das Kind, welches gerade an Malaria in Afrika stirbt ebensoviel wert ist aber keine Beachtung findet. Kampagnenjournalismus und unehrliche Krokodilstränen sind das in meinen Augen.

OguzHan
03.09.2015 um 15:52 Uhr
3. …………
„Das Bild ist ein visuelles Geschoss“

Die kurzlebigen Bekundungen von Betroffenheit sind letztlich ebenso sehr ein soziales Zeichen für Abgestumpftheit und ein allgemeines Desinteresse am Geschehen auf diesem Planeten………..kommt wie ein Kugel und verschwindet auch wie ein Kugel.

saitoti
03.09.2015 um 15:58 Uhr
4. Betroffenheit – zwischen Ehrlichkeit und Hype
Alle 5 oder 8 Sekunden stirbt ein Kind an Unterernährung, Malaria, vermeidbaten Krankehietn, schmutzigem Wasser und dessen Folgen. Wen regt das schon auf, gester, vorgestern oder vor einen Jahr? Eigentlich niemand! Wie Elend und Betroffenheit für einige mediale Sekunden zelebriert werden – steigert das die Aufalge? – kotzt mich an – denn das Elend der Kinder geht weiter, jeden Tag, alle 5 oder 8 Sekunden – doch wir haben uns kurz in Betroffenheit gesuhlt!

All rights reserved

Diese Kommentare spiegeln auf keinen Fall meine Meinung wieder.

Danke für das Lesen (bis hier …:-))

Schuhtick

Brüderchen 1 Jahr und Schwesterchen 2 Jahre, sitzen im Spielzimmer.
Sie: „Du Schuh an!“
Er: „Ähhhhhhhh, neeeee,ähhhh Mamaa!“
Sie :“Doch, Du Schuh anzieh!“
Etwas Stille. Mama ist in der Küche und kocht. Alles was gefährlich sein könnte ist nicht erreichbar, er kann sich wehren, also? Weiter kochen…
Wieder: „Du, Bruder…Schuh an, jetzt!“
Er: „Ohhhhh.“
Sie: „Bruder, Du KALT!“
Mama denkt, sie schaut mal besser, man weiss ja nie, was sich umbauen lässt, für irgendeinen Quatsch.
Mama kommt an der Kinderzimmertür an, überall Kleidung. Brüderchen und Schwersterchen sitzen nur noch in halb offener Windel im Zimmer und Brüderchen hat auf jeder Hand einen seiner Schuhe stecken. Sie hatte ihn wohl ausgezogen, aber ganz wie Mama: Immer schön an die Schuhe denken!

Die Schmuser -Sonntagsgeschichte

Immer wieder gerne gelesen und vorgelesen….

Die Schmusegeschichte
von Claude Steiner / Heinz Körner

Vor langer Zeit lebten die Menschen auf
dieser Welt zufriedener und glücklicher als
heute. Jedem wurde damals bei der Geburt ein
kleiner und warmer Sack mit auf den
Lebensweg
gegeben. In diesem Sack befanden sich
unzählige warme Schmuser, die jeder seinen
Mitmenschen verschenken konnte, wann es ihm
beliebte.
Die Nachfrage nach diesen Schmusern war
groß,
denn wer einen geschenkt bekam, fühlte sich
am ganzen Körper wohlig warm und liebkost.
Wenn einer ausnahmsweise einmal zu wenig
Schmuser geschenkt bekam, lief er Gefahr,
sich eine schlimme Krankheit einzuhandeln,
die zu Verschrumpelung, Verhärtung und gar
zum Tode führen konnte. Aber zum Glück war
es
damals leicht, Schmuser zu bekommen.
Immer, wenn einem danach war, konnte man auf
einen anderen zugehen und um einen Schmuser
bitten. Der andere holte selbstverständlich
einen aus seinem Sack, und sobald man sich
diesen Schmuser zum Beispiel auf die
Schulter
gelegt hatte, fühlte man sich wohl und bekam
ein rundum gutes Gefühl.
Die Menschen erbaten oft Schmuser
voneinander; und da sie auch freigiebig
verteilt wurden, war es kein Problem,
genügend davon zu bekommen. Alle Menschen
fühlten sich die meiste Zeit wohl, glücklich
und liebgehabt, bis eines Tages eine Hexe
darüber sehr böse wurde. Sie hatte nämlich
einen großen Vorrat an Tinkturen und Salben
für diejenigen, die tatsächlich einmal krank
wurden, doch brauchte kaum jemand ihre
Mittel. Sie begann deshalb den Menschen
einzureden, dass ihnen die Schmuser bald
ausgehen werden, wenn sie weiter so
freigiebig damit sind. Und die Menschen
glaubten ihr seltsamerweise.
Sie fingen an, über ihre Schmuser zu wachen
und nicht mehr so großzügig damit umzugehen.
Viele beobachteten neidisch ihre
Mitmenschen,
wenn diese anderen einmal einen Schmuser
schenkten, wurden oft böse und machten ihnen
Vorwürfe. Diese wollten ja ihren Eltern,
Kindern und Partnern nicht weh tun und
bemühten sich, anderen keine Schmuser mehr
zukommen zu lassen.
Die Kinder lernten das schnell von ihren
Eltern. Sie merkten, dass es scheinbar
falsch
ist, seine Schmuser all denen zu
verschenken,
die danach Lust hatten. Obwohl immer noch
jeder in seinem Sack genügend Schmuser fand,
holten die Menschen immer seltener einen
hervor. Die Folgen waren schrecklich. Immer
weniger Menschen erhielten die Schmuser, die
sie brauchten, immer mehr fühlten sich nicht
mehr warm, glücklich und liebkost. Viele
wurden krank und einige starben gar an
Schmusermangel.
Die Hexe konnte jetzt viele Arzneien
verkaufen, merkte aber bald, dass sie gar
nicht zu helfen schienen. Natürlich wollte
sie auch wieder nicht, dass die Menschen
starben. Wer sollte denn dann ihre
Mittelchen
kaufen?
Sie erfand also etwas Neues. Kalte Fröstler.
Sie verkaufte jedem einen Sack mit kalten
Fröstlern. Die Fröstler sahen genauso aus
wie
die Schmuser, nur gaben sie den Menschen
kein
warmes und liebkosendes Gefühl, sondern ein
kaltes, fröstelndes.
Aber sie ließen immerhin die Menschen nicht
mehr verschrumpeln und sterben. Wenn jetzt
jemand einen warmen Schmuser haben wollte,
konnten ihm die Leute, die Angst um ihren
Schmuservorrat hatten, statt dessen einen
Fröstler anbieten. Oft gingen zwei Menschen
aufeinander zu in der Hoffnung, vom anderen
einen Schmuser zu bekommen, doch dann
überlegte es sich der eine oder andere noch
mal, und am Ende gaben sie sich nur kalte
Fröstler.
Zwar starben kaum noch Menschen an
Schmusermangel, weil sie ihn einigermaßen
mit
Fröstlern ausgleichen konnten, aber die
meisten fühlten sich nicht mehr wohl, liefen
verbittert und vom Leben enttäuscht umher.
Schmuser waren ungeheuer wertvoll geworden.
Eltern ermahnten ihre Kinder, sich genau zu
überlegen, wem sie einen Schmuser geben.
Paare wachten eifersüchtig über den
Schmuservorrat des anderen.
Kinder neideten ihren Eltern die Schmuser,
die sich diese gegenseitig gaben. Früher
waren oft viele Menschen in Gruppen
zusammengekommen, ohne sich darum zu
kümmern,
wer wem Schmuser schenkte. Jetzt schlossen
sich alle zu Paaren zusammen und behielten
misstrauisch ihre Schmuser für sich. Wer
versehentlich oder weil er gerade Lust dazu
hatte, einmal einem anderen einen Schmuser
gab, fühlte sich auch gleich danach
schuldig,
weil er wusste, dass ihm sein Partner das
übel nehmen würde.

Und wer keinen freigiebigen Partner finden
konnte, musste sich Schmuser kaufen, wenn er
welche wollte, und für das Geld Überstunden
machen. Einige Leute wurden irgendwie
beliebter als die anderen und bekamen eine
Menge Schmuser, ohne selber welche hergeben
zu müssen.
Sie verkauften dann ihre Schmuser zu hohen
Preisen. Ein paar ganz raffinierte Menschen
hatten eine Idee: Sie Sammelten kalte
Fröstler, die ja recht billig und in Mengen
zu haben waren und verkauften sie für viel
Geld als warme Schmuser. Diese scheinbar
warmen und flauschigen Schmuser waren in
Wirklichkeit nichts weiter als
Plastikschmuser oder Schmuserimitationen und
schufen noch mehr Probleme.
Sie hinterließen nach ihrem Gebrauch das
Gefühl, etwas verpasst zu haben, machten
regelrecht süchtig danach, immer wieder und
immer mehr davon zu kaufen. Viele starben
schließlich, weil sie einfach zuviel
Plastikschmuser verbraucht hatten.
Über diese Süchtigen regten sich zwar die
„normalen“ Menschen furchtbar auf,
aber sie konnten weder die Plastikschmuser
aus der Welt schaffen noch das Bedürfnis
danach. Allzu oft passierte es, dass sich
zwei Menschen trafen, um warme Schmuser
auszutauschen und ein gutes Gefühl zu
bekommen, benützten aber dafür
Plastikschmuser. Nach den ersten Minuten
oder
Stunden spürten sie dann, dass ihnen nur ein
kaltes, fröstelndes und leeres Gefühl
geblieben war, das sie so schnell wie
möglich
wieder loswerden wollten.
Deshalb kauften sie schnell neue und
gerieten
in einen Kreislauf, aus dem sie alleine
niemals herausfinden konnten. Überhaupt gab
es in dieser Zeit viel Verwirrung unter den
Menschen.
Keiner fand sich mehr so zurecht, wie es
früher gewesen war. Und alles nur, weil die
Hexe ihnen eingeredet hatte, es gäbe nicht
genügend warme Schmuser!

Vor kurzem kam nun eine Frau zu uns, die
offensichtlich noch nichts von der Hexe
gehört zu haben scheint. Sie sorgt sich
überhaupt nicht um ihren Schmuservorrat und
verteilt sie so freigiebig, wie niemand
sonst, sogar ohne darum gebeten worden zu
sein. Man nennt sie die Hippiefrau.
Die Erwachsenen waren anfangs sehr
verärgert,
gibt doch diese Frau den Kindern die fixe
Idee, es gäbe immer genügend Schmuser in
ihren Säcken. Die Kinder mögen diese Frau
sehr und lernen langsam wieder, dass es
immer
ausreichend Schmuser geben wird. Doch die
Erwachsenen sind schon so verhärtet und
festgefahren in ihren Vorstellungen, dass
sie
die der Botschaft Hippiefrau nicht
begreifen.
Jetzt wird sogar ein Gesetz erlassen, das
den
verschwenderischen Gebrauch von Schmusern
unter Strafe stellt. Es soll die Kinder
davor
schützen, ihre Schmuser zu vergeuden.
Zum Glück kümmern sich nicht alle Kinder um
dieses Gesetz, und wir können hoffen, dass
auch die Erwachsenen sich langsam wieder an
die Zeit erinnern, in der sich jeder wohl
und
liebgehabt fühlte, weil es warme Schmuser in
Hülle und Fülle gab.
Werden wir endlich wieder damit beginnen, so
viele Schmuser zu verschenken, wie jeder
braucht?
Fangen wir doch heute schon damit an, sooft
wie möglich in unseren Schmusersack zu
greifen! ICH WÜNSCHE DIR EIN SUPER
SONNTAG!

What a day….

…Badewannenamatur im Arsch, deswegen spinnt der Durchlauferhitzer. Kalt geduscht.
Gas-Wasser-Mann gerufen : Der Erste will gar nicht kommen, warum auch immer.
Der Zweite hat Pleite gemacht und der Dritte hätte schon vor fünf Wochen in meiner Küche einen Wasseranschluss legen sollen…..
Eifel.
Dann, Nebel.
Hunde, eine gute Stunde außer Haus. Tür auf, Hunde alleine Gassi.
Kind, 5 Stunden am Stück eine Schrei-Attacke.Zweites Kind schrottet Telefon. Drittes Kind kommt schlecht gelaunt, überdreht und hungrig aus dem Kindergarten. Braucht aber vorher noch 45 Minuten um ins Auto zu steigen…
Danach ist zwei Stunden Ausnahmezustand im Kinderzimmer.
Ich verstehe niemanden am Telefon.
Salat, ich habe Lust auf Salat. Stattdessen bekommt Mann die letzte Tiefkühlpizza. Kein Salat, keine Kartoffeln mehr. Margarine is auch alle…
Die Feuchttücher übrigens auch…