Erholung

Im Moment ist die Pubertät meiner Kinder das alltagsbestimmende Greul. Ich weiss nicht, ob das Gehirn schrumpft, um andere Körperteile mit Energie zu versorgen, oder einfach die Hormone den Verstand grillen. Dazwischen wabern Gerüche des Grauens zwischen Fressorgien und künstlichen Fingernägeln durchs Haus. Da meine Sprösslinge sowohl männlich als auch weiblich sind, kann ich über fehlende Informationen zu dem Thema „wie werde ich zu einen echten erwachsenen Menschen“, eigentlich alles an Informationen liefern, um gleich drei Ratgeber und Informationsproschüren zum potentiellen Erwachsenwerden zu schreiben.

Erster Rat: Immer genug Essen im Kühlschrank haben! Außerdem Bargeld und Parfüm, wahlweise Deo im Haus. Waschmaschine und Waschmittel sind natürlich essentiell und am besten 24/7 erreichbar, bzw. nutzbar. Sonst überlebt man das nicht! Ein Affenkäfig kann abgekärchert werden… nur so, zur Info.

Zweiter Rat und Soforthilfsmassnahme: Kopfhörer besorgen und ein Netflix Abo für die Stunden, in denen sie vielleicht sogar gleichzeitig in der Schule verweilen. Falls, falls man es schafft, sich absolut portionsweise vom Haushalt abzuschotten, ohne Alkoholikerin zu werden.

Selfcare.  Tatsächlich habe ich in den letzten Tagen aus Überlebensdrang angefangen an mich zu denken! Auszeit planen, erstmal raus, durchatmen, schlafen. Als nächstes Klamotten bestellen, denn meine eigenen finden sich fast alle im „Vintage-Kleiderschrank“ meiner Tochter wieder und ich habe gerade mal noch drei Jeans im Schrank, weil die meiner Tochter dann doch zu weit ausfallen. Klamotten bestellen deswegen, weil ich es hasse zu shoppen, da das mit Stress und andere. Menschen begegnen zu müssen verbunden ist. Also so in etwa sowas wie shoppenden Teenager oder modebewussten Frauen, die nicht in 90er Klamotten und Chucks durch die Landschaft rennen, wie ich und mich zwangsläufig immer wie ein hängengebliebener Idiot im Klamotten- Geschäft aussehen lassen.

Outfittery ist im Moment eine Idee, wobei es Onlineshops gibt, die  mittlerweile auch mit „Shop den Look“, durchaus günstige und schöne Outfits anbieten.  Ob die auch Namensschilder in die Klamotten nähen? „Mamas Hose“ oder „Eigentum Deiner Mutter“, würde reichen. Luxus ist im Moment, dass einer für mich Dinge aussucht,mir also diese Arbeit abnimmt, mir sagt, dass sie gut aussehen und mich damit dann richtig glücklich macht. Reicht. Vollkommen zufrieden.

Das nächste Dilemma und Problem in diesem Haus ist meine  Schminke  und sonstige Drogerie- Sachen, die besser in meinem Schlafzimmer bleiben sollten, als im Badezimmer von meinen experimentierfreudigen Kindern innerhalb von Sekunden leer und aufgebraucht zu werden. Mein Duschgel- Geschenk von Chanel benutzte mein Sohn um seinen Fahrradsattel zu reinigen. Aaaahhhrrrggghhhhh!!!!

Mein Rat: Alles einschließen und am besten nicht im Badezimmer vergessen und stehen lassen. Es ist so oder so, immer weg!

Ich habe keinen Schimmer, warum im Internet bei Tok Tik und Snipchat ständig Beauty-Tipps verbreitet werden, die absolut irre und nervenaufreibend für Mütter sind. Solche Sachen wie Penatencreme in die Haare( jedes Baby hat es aus Versehen schon hinter sich, soll aber für Locken helfen….. Oh mein Gott! ), sich 20 Jahre alten Apfelessig auf die Akne im Gesicht tupfen (um danach Entzündungen und ein knallrotes Gesicht zu haben)  oder warmes Nutella mit Honig als Gesichtsmaske (hmmm… sinnfrei, nur extrem schwer wegputzen!). Keine Ahnung, vielleicht bin ich einfach zu simpel gestrickt, weil ich mir immer die gleiche Nachtcreme und das gleiche mattierende Gesichtspuder in die „Fresse klatsche“, wie es am Telefon den Freunden mitgeteilt wird, aber keine Schmerzen habe, wie die, die sich Essiggurken, leider mit der Salatgurke verwechseln  und dann ausflippen, weil, es höllisch brennt!

Mein Rat: Bücher über alternative Ideen für alles mögliche am besten verbrennen! Wenn Sohnemann sein Putzmittel mit Backpulver und Zitronensäure anrührt, klingt das zwar toll, aber wenn er blaue Lebensmittelfarbe dazumischt…   Meister Proper ist immernoch mein Held!

Meine Tochter putzte vor kurzem mit Salatöl das Waschbecken… Keine Ahnung warum.  Hmmmmmmm……

Sie meinte nur (das gesehen bei Instagram): „Doch, soll sauber machen und ist gegen Kalk,da war was mit Salat! “

Öhhhhhmmmmmmm……

Ehrlich, ich habe Erholung nötig… 

Auch wenn es nur ein kleiner Ausflug ins Grüne ist und ich ausnahmsweise keine Beziehungsberatung (dafür bin ich sowieso die ungeeignetteste Person) Ermahnungen, Maßregelungen oder sonstigen Lebensbeistand leisten brauche. Denn wenn Chaos und Verwüstung tatsächlich weit weg ist, werden dann die Beratungsgespräche zu Lebensweisheiten, meiner Teenies eingefordert. Beratende soll natürlich immer ich sein ( ich weiß ja nicht, ob das immer die beste Idee ist) und meine süßen wissen hungrigen Teenies sitzen wie im Stuhlkreis mit offenem Mund und lauschen ihrer Mutter. Nun ja, scheint außer der Beziehungsberatung gut zu klappen, aber ist mindestens so anstrengend, wie alle 42 Fenster in meinem Haus zu putzen.

Okay, es geht vorbei und der Wunsch im Alter sie zu vermissen…..klar, wissen wir. Könnt ihr Euch als Kommentar sparen…. Trotzdem vermisse ich die Zeit, in der ich noch ein eigenes Leben hatte, eigene Klamotten, eigene Schuhe und stattdessen drei in die Windel scheißende Zwerge mit Patschehändchen und dem Nutella am Mündchen und nicht als Gesichtsmaske unter den Augen und kein Salatöl im Waschbecken!

14 Gedanken zu “Erholung

  1. dinge passieren…..das muss akzeptiert werden. DAS überlebensstichwort ist SELFCARE. du hasst so recht. ich bin glücklicherweise inzwischen eher grossvater und damit komplett raus. nur noch betrachtend.

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  2. Öl ist ein gutes Reinigungsmittel, ich kenne das vom Motorradschrauben. Mit Motoröl werden alle schwarzen Finger wieder sauber. Danach aber noch mit Seife hinterher !

    Im Waschbecken bringt es nichts, außer ein fettiges Waschbecken. Teuer ist es allemal, was man den jungen Menschen erklären muss, denn sie verdienen das Geld ja nicht.

    Thema Chanel Duschgel und Klamotten: Erkläre ihnen doch mal in einem ruhigen Stuhlkreis, was Eigentum bedeutet. Meins und deins. Und vor allem dem Respekt davor. Ansonsten wird es im späteren Leben einige Konflikte geben.

    Wirkt das nicht, konsumiere „ihre“ Produkte. Das schärft die Erkenntnis.

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  3. Erklären tue ich wie verrückt. Aber geschrumpftes Gehirn oder so…. Erziehungsberatung klingt toll. Ich habe wirklich und wahrhaftig sogar ein Diplom und kann mich selbständig machen. Aber ich will nicht. Denn es scheint Hormone zu geben, die blenden Logik aus. Außer Anstand (jedenfalls glücklicherweise bei meinen Kids). Trotzdem ist es wie einem Ochsen ins Horn zu petzen 🙈

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    1. Wenn Regeln für das Leben in Gemeinschaft nicht mehr gelten, muss halt die alte Erpressung herhalten.

      Kein Nutella, keine Pizza, kein Red Bull, keine Cola, keine Sonderlocken.

      Kinder sind keine Krankheit und kein Heiligtum, dass man auf einen Sockel stellt. Die Grundlagen sozialem Miteinander sollten klar sein. Im Großen und Ganzen glaube ich das auch, aber wenn es solche Entgleisungen gibt, müssen Konsequenzen folgen. Das ist der Kern von Erziehung, nicht der Stuhlkreis und jegliches Abnehmen von Verantwortung und Entscheidung.

      Bediene Dich an ihren Sachen. Iss ihre Lieblingsdinge weg oder besser, kaufe sie nicht.

      Alles, was man tut, hat Konsequenzen und Verantwortlichkeiten. Das muss klar sein. Zweimal denken und Dinge selbst in Frage stellen kann helfen.

      Aber das weißt du auch. Sei einfach nur konsequent. Den Hormonhaushalt kannst du nicht ändern, das Verhalten schon.

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  4. unterhalten hat mich dein Artikel fein, über manches konnte ich lächeln, an manches Gewüte und Gekreisch dachte ich, an nächtliche Dorfdiscoabholungen, man muss einfach durch und sich mit der Phasenhaftigkeit des Lebens trösten…

    hatte auch drei mit anfangs niedlichen Patschehändchen …

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    1. Stell Dir vor, das hier ist ein altes Haus mit teilweise sehr schlecht isolierten Fenstern. Gewütet und gegrischen wird hier viel. Gegenüber ist der Dorfladen. Ich denke, dass die Leute erst in 10 Jahren wieder normal mit mir reden und zu grüßen anfangen. Dann, wenn ich als Rabenmutter alle Federn verloren habe. Aber egal. Irgendwie muss man da durch. Ich bin ja nicht allein.

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  5. Cola und Red Bull gibt’s eh nie. Aber eigentlich bekomme ich überall Lob wegen meiner wohlerzogenen Kinder. Es ist eher so, das an und zu das Gehirn ganz plötzlich und komplett aussetzt. Partielle Erweichung der Vernunftsregion. Kennt man ja. Wie gesagt, ich könnte Erziehungsberatung als selbständige Tätigkeit ausüben. Aber ich tue mir das nicht an. Ich meine, meine Kinder ja noch die harmlose Variante, was andere da machen ist schon echt film- oder buchreif …

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    1. Ja, verstehe.

      Eigentlich war es ja schon immer so. Auch wir waren zum Teil nicht sozialkompatibel.

      Aber mal abgesehen von deinen Kids frage ich mich heute häufiger, was für chaotische und zum Teil auch idiotische junge Erwachsene diese Gesellschaft seit 20 Jahren heranzieht. Natürlich nicht alle, aber auffallend viele.

      Aber das ist nicht das Thema hier und heute.

      Viel Glück bei der weiteren Bändigung der Monster.

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      1. Da hast Du recht. Du musst ja nur in sozialen Medien gucken, auf welche vollidiotische Ideen andere kommen. Deren Eltern sind bestrafter. Meine sind da eher „normal“ verrückt. Aber Politiker und Polizist zu werden ist von meiner Seite verboten worden. Das können die knicken. Gruß und genieße die Sonne

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